Garten der Kompnistinnen



Gisela Weimann
Im Garten der Komponistinnen kommt keine Langeweile auf...
Gärten und Blumen sind eine unendliche Inspirationsquelle für Literatur, Musik und bildende Kunst. Der Anlass, für den ich im Frauenmuseum einen imaginären Garten aus Auto Rückspiegeln geschaffen habe, waren der 250ste Geburtstag des Kosmopoliten Beethoven und die deutsche Wiedervereinigung vor 30 Jahren, zwei kulturell und politisch bedeutsame Ereignisse für Deutschland, Europa und die Welt.
Das geplante Gartenfest zu BTHVN2020 im Rahmen der Vergangenheit und Gegenwart verbindenden Ausstellung Eleonore, Emilie, Elise – Beethoven und die Frage nach den Frauen mit der Uraufführung von zwölf Liedern, die zeitgenössische Komponistinnen für das Jubiläum und den spiegelnden Garten ge­schrieben haben, musste jedoch wegen der Corona Pandemie ausfallen.
Eine weitere Ausstellung des Zyklus über Frauenkultur und Geschichte zum 40jährigen Bestehen des Frauenmuseums findet im Paradies, dem Land der Sehnsucht, statt. Dargestellt und diskutiert werden Schöpfungsgeschichten, weibliche Utopien und ökologische Probleme. Der Garten der Komponis­tinnen fügt sich hier harmonisch als Anregung und Aufforderung zur Reflexion ein. In diesem beson­deren Garten wachsen wunderbare Blumen, die sich gegen alle schwierigen Umweltbedingungendurchgesetzt haben. Manche tragen fremd klingende, in unseren Breiten noch unbekannte Namen, andere kennen wir schon, aber auch sie verdienen mehr Aufmerksamkeit. Die in der raumgreifenden Installation verwendeten Rückspiegel der ehemaligen ostdeutschen Automarke Trabant haben sich nach der Wiedervereinigung zu einem widersprüchlich gedeuteten, retrospektiven Symbol entwickelt.
Mit den Auswirkungen des Klimawandels auf Menschen, Tiere und Pflanzen erfährt der Garten der Komponistinnen darüber hinaus eine weitere Bedeutungsebene.
Hier reift das ganze Jahr die besondere Sorte ERKENNTNIS auf paradiesischen Apfelbäumen und wird mit Genuss von Eva und ihren Freundinnen verzehrt. Mitten im Garten residiert Beethoven, umgeben von den Komponistinnen Violeta Dinescu, Eva Donaire, Katia Guedes, Ellen Hünigen, Mayako Kubo,Clara Maïda, Natalia Pschenitschnikova, Olga Rayeva, Annette Schlünz, Susanne Stelzenbach, Karmella Tsepkolenko und Lucie Vítková, die für ihn, den Natur­ und Frauenliebhaber als musikalischen Blu­mengruß die Lieder für Frauenstimmen komponiert haben, deren Titel und Texte sich auf Gedichte, Mythen, Musiktraditionen und Probleme ihrer Herkunftsländer beziehen. So hatte Beethoven sich das Paradies schon zu Lebzeiten vorgestellt. Endlich kann das Gartenfest stattfinden, es wird gelacht und gefeiert und mit Apfelwein auf seinen 251sten Geburtstag, 31 Jahre deutsche Wiedervereinigung und 40 Jahre Frauenmuseum Bonn ange­ stoßen. In schimmernden, von Alexandra Bentele entworfenen Seidengewändern lassen drei Sänge­ rinnen des Ensembles Stella Nostra die Lieder erklingen und laden zum langen, genussvollen Verweilen und Nachdenken in den Garten der Komponistinnen ein.